Die Gründungsjahre

Auf Grund eines Vorfalles anläßlich des Osnabrücker Herbststadtmarktes 1920, trafen sich auf Veranlassung des Schaukelbesitzers Karl Welte, 4 Osnabrücker Schausteller zu einer Besprechung. Sie wurden sich darüber klar, daß unbedingt in Osnabrück eine Organisation geschaffen werden mußte.
Diese vier Herren waren die Schausteller Wilhelm Fehrenesen, Theodor Wittler, Heinrich Strothenke und Karl Welte.
Man wurde sich einig, schriftlich alle Berufskollegen aus der Stadt Osnabrück und Umgebung zu einer Besprechung einzuladen. Alle Kollegen sind dieser Einladung gefolgt. Die Besprechung fand im Lokal Hermann Licht am Hermannplatz statt.
Nachdem Karl Welte den Anwesenden erklärte, warum diese Einladung erfolgte, war man sich einig einen Schaustellerverein ins Leben zu rufen. Anwesend waren über 30 Personen.
Karl Welte, langjähriger 1. Schriftführer des Vereins Rote Erde, Dortmund, bat die Anwesenden einen provisorischen Vorstand zu bilden. Aus der Abstimmung ergab sich, daß Karl Welte bis zum Gründungstag des Vereins die Leitung übernehmen sollte und als Gründungstag den 3. Januar 1921 festgelegt wurde. Um dann auch dem Verein sofort Leben zu geben, wurde auf Vorschlag des Kollegen Theodor Wittler beschlossen, an dem selben Tag ein Stiftungsfest stattfinden zu lassen. Aus diesem Grunde heraus hatte dann der 1. Schriftführer ein paar Kollegen gebeten ihm bei der Durchführung zur Seite zu stehen.
Am 3.Januar 1921, vormittags 10 Uhr, fand die 1. Große Versammlung statt. Hier nun wurde der Vorstand gebildet und von den anwesenden Mitgliedern gewählt:
Als 1. Vorsitzenden: Wilhelm Fehrensen, als 2. Vorsitzenden: Hubert Kleuser, 1. Schriftführer Karl Welte, 2. Schriftführer Heinrich Mückenhaupt, 1.Kassierer Fritz Rott. Als Beisitzer wurden gewählt: Theodor Wittler und Heinrich Strothenke.
Der Verein bekam den Namen: „Verein reisender Schausteller und Berufsgenossen, Sitz Osnabrück.“
Die Versammlung wurde pünktlich um 12.30 Uhr geschlossen.
Karl Welte hatte zu dem am Abend stattfindenden Stiftungsfest die Vereine Herford, Dortmund und Bielefeld eingeladen. Die
genannten Vereine kamen auch mit ihren Fahnen zu unserem 1. Stiftungsfest. Diese Veranstaltung fand in den Räumen der Gaststätte Tivoli statt.
Zur großen Freude des Vorstandes erschienen mehr Personen als erwartet wurde. Man kann wohl sagen, daß diese Veranstaltung ein voller Erfolg war. Während des Festes wurde eine Spendenliste angelegt zur Anschaffung einer Vereinsfahne. Als 1. spendeten die Vereine Herford, Bielefeld und Dortmund einen größeren Betrag. Alle anwesenden Festteilnehmer zeigten sich sehr großzügig und schlossen sich der Fahnenspende an.
Die am Ende des Monats Januar stattfindende große Versammlung beschloß nun eine Fahne in Auftrag zu geben. Die Fahnenweihe fand dann am 3. Januar 1922 in der Gaststätte Hunger statt. Der Mitbegründer des Vereins, Karl Welte, sollte aber diese Fahnenweihe nicht mehr erleben. Am 21. Oktober 1921 schloß er für immer die Augen. An seine Stelle trat nun der 2. Schriftführer Heinrich Mückenhaupt.
Am 3. Januar 1922 fand die erste Generalversammlung statt. Es kam zu Neuwahlen, Wilhelm Fehrensen trat aus gesundheitlichen Gründen zurück. An seine Stelle trat Friedrich Rott. Als Fahenenabordnung wurden gewählt: Fahnenträger Otto Stahlschmidt, Fahnenoffizier Hubert Stahlschmidt und Peter Schmidt.
Am Tag der Fahnenweihe wurde ein Umzug vom Domhof bis zum Festsaal Hunger in der Iburger Straße durchgeführt. Der Verein als solcher wuchs und gedieh. In den darauf folgenden Jahren wechselte des öfteren der Vorstand. Durch intensive Arbeit in Vereins- und Berufsfragen gewann der Verein Ansehen und Vertrauen bei der Stadtverwaltung Osnabrück. Die Vereinsfahne ist durch Kriegswirren in einer Bombennacht verbrannt. Sämtliche Vereinsunterlagen sind dabei vernichtet worden, so daß sich der Chronist als solcher nur mit seinen Kollegen auf sein und deren Gedächtnis verlassen konnte. Der Verein wurde durch den 2. Weltkrieg auseinandergerissen.

Die Nachkriegszeit

Im Jahre 1949 entschlossen sich mehrere alte Mitglieder des Vereins, den alten Verein wieder zu erwecken. Im Ratskeller der Stadt Osnabrück kamen elf Kollegen zusammen. Diese elf Personen wählten nun ihren Vorstand: Als 1. Vorsitzender wurde gewählt: Paul Welte, 2. Vorsitzender Fritz Hanstein, 1. Schriftführer und Kassierer Ewald Telsemeyer. Zum weiteren Vorstand gehörten die Kollegen Otto Wittler, Florenz Meyer und Walter Wittler. Es wurden dann auch Kollegenaus dem Osnabrücker Raum zur nächsten Versammlung geladen.
In dieser Versammlung wurde beschlossen eine neue Fahne zu bestellen. Die Gelder kamen aus Spenden (Spendenblocks) zusammen. Hierbei zeigten besondere Aktivität die Kollegen Otto Wittler und Fitz Hanstein.
1951 wurde die Fahnenweihe in den Räumen des Schweizer Hauses durchgeführt. Die Patenschaft über unsere neue Vereinsfahne übernahmen die Schaustellervereine Nürnberg und Herford, worüber der Verein sehr erfreut war.

Die 70er und 80er Jahre

Im Januar des Jahres 1971 feierte der Osnabrücker Schaustellerverein in den Räumen des „Schweizer Hauses“ sein 50jähriges bestehen.
In den nächsten zwei Jahrzehnten erlebte der Verein, der sich am 21. Februar 1978 in „Schaustellerverband Weser-Ems e.V. Sitz Osnabrück“ umbenannte, sichtbare Veränderungen.
1972 übernahm Ewald Telsemeyer den Vorsitz des Verbandes, den er bis 1987 erfolgreich ausübte. In dieser Zeit seiner Verbandsführung fielen nicht nur zahlreiche Generationswechsel in die Verantwortlichkeit vieler Familienbetriebe. In diese Zeit fiel auch eine nicht immer leichte und meist mit großen Investitionen verbundene Anpassung der Geschäfte an die Trends der sich immer neu verändernden Freizeitgesellschaft.
Ehrenpräsident Ewald Telsemeyer, der 1990 starb, verstand es, die Vereinsarbeit so zu führen, daß die Mitgliederzahl konstant blieb. Er half mit qualifiziertem Rat und energischer Tat den Berufskollegen, die ihn um rat oder Tat baten. Der Bundespräsident zeichnete ihn 1984 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus. Er war Träger der goldenen Ehrennadel des DSB.
Die Verbandsbälle wurden weiterentwickelt. Zunächst feierte man in der Schinkeler „Ludwigshalle“ und nach der Errichtung der Osnabrücker Stadthalle in den Räumen dieses gesellschaftlichen Treffpunktes der Region .

Auch das gehört in die Verbandschronik der letzten beiden Jahrzehnte: Erstmals fand in Osnabrück im Hotel Hohenzollern eine Hauptvorstandssitzung des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) statt. In der Dominikanerkirche erlebte die Region 1983 eine der ersten Ausstellungen in der Bundesrepublik Deutschland über die kulturelle Entwicklung und das kulturelle Erbe des Schaustellergewerbes. Sie wurde zum Vorbild für eine Fülle gleichartiger Ausstellungen in vielen Bundesländern.
Und auch das war neu: 1981 gestaltete der Schaustellerverband Weser-Ems in Osnabrück auf dem Lortzingplatz auf Anregung des Bürgerausschusses Osnabrücker Karneval e.V. einen Karnevalsjahrmarkt, der seitdem zum Bestandteil des Osnabrücker Marktgeschehens wurde.
Besondere Beachtung verdient die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes, die öffentliche und gesellschaftliche Anerkennung des Schaustellerberufsstandes zu mehren und zu festigen. Heute gestalten die Schausteller aktiv zusammen mit Behörden und Verbänden jene Entscheidungen, die für die Zukunft ihres Gewerbes richtungsweisend und entscheidend sind.
Heinz Frickenschmidt, der seit 1987 mit der Führung des Schaustellerverbandes Weser-Ems e.V. beauftragt wurde, stand die Aufgabe bevor, die große Schautellerfamilie mit all ihren Unternehmungen mit Blick auf die Öffnung des EG-Binnenmarktes auf europäisches Denken und alle damit verbundenen Aufgaben vorzubereiten.

Eine kleine Vereinschronik Schausteller Osnabrück

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